Studien deuten auf einen Zusammenhang zwischen COVID-19 und Herzrhythmusstörungen hin. Wie können Krankenhäuser ihre Patienten besser überwachen?
Kontaktieren Sie uns

Obwohl die klinischen Manifestationen von COVID-19 hauptsächlich respiratorischer Natur sind, befällt das Virus auch andere Organe, insbesondere das Herz-Kreislauf-System. Die neuesten Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass in einigen Fällen eine Herzrhythmusstörung auftritt. Selbst Gesundheitseinrichtungen mit begrenzten Kapazitäten können jetzt in kurzer Zeit eine Langzeit-EKG-Überwachung zur Nachverfolgung möglicher kardiologischer Ereignisse implementieren und Patienten mit Vorerkrankungen oder Genesene mit leichten Symptomen überwachen.

Kardiovaskuläre Komplikationen 

Die Nationale Gesundheitskommission Chinas (NHC) hat berichtet, dass bei vielen Patienten unter allen Coronavirus-Fällen kardiovaskuläre Symptome die erste Manifestation der Krankheit darstellten.1 Studien zufolge sind sie mit schlechteren Ergebnissen verbunden – es wurde berichtet, dass Patienten mit vorbestehenden kardiovaskulären Erkrankungen die höchste Morbidität (10,5 %) nach einer COVID-19-Infektion aufwiesen.2 

Zu den häufigsten kardiovaskulären Komplikationen gehören Arrhythmien: Vorhofflimmern, ventrikuläre Tachyarrhythmie und Kammerflimmern; Herztrauma, Myokarditis, Herzinsuffizienz, Lungenembolie und disseminierte intravasale Gerinnung (DIG).3 Die Ätiologie kardiovaskulärer Störungen reicht von Hypoxie, katecholaminergem Stress, Herunterregulierung von ACE2 und einer Aktivierung des sympathischen Nervensystems bis hin zu Myokardentzündungen und toxischen Wirkungen von Medikamenten – all diese Faktoren prädisponieren Patienten für Herzrhythmusstörungen.4

Studien: supraventrikuläre und ventrikuläre Arrhythmien 

Eine durch COVID-19 verursachte Hypoxämie kann Vorhofflimmern (VHF) auslösen, das eine der häufigsten kritischen Komorbiditäten darstellt. In mehreren Studien betrug die geschätzte Prävalenz von Vorhofflimmern 10 % der Patienten auf Intensivstationen (IST).5 Vorhofflimmern kann das Herzzeitvolumen verschlechtern und ist stark mit schlechteren Ergebnissen und einer höheren Sterblichkeit in der Gruppe von Patienten verbunden, die positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden.

In einer veröffentlichten klinischen Kohorte von 138 hospitalisierten Patienten mit COVID‐19 stellten Wang et. al fest, dass 16,7 % der Patienten eine Arrhythmie entwickelten. Es war die zweitschwerste Komplikation nach ARDS (akutes Atemnotsyndrom) und trat auch häufiger bei IST-Patienten auf (44,4 % vs. 6,9 %; P < 0,001).6

Eine andere Studie, die 148 Patienten auswertete, berichtete, dass fast ein Zehntel von ihnen eine Arrhythmie entwickelte. Dies betraf 7 % der Patienten, die keine Intensivbehandlung benötigten, sowie 44 % der Intensivpatienten. Die Gruppen wurden allerdings nicht nach Art der Arrhythmie unterteilt.7

Eine retrospektive Beobachtungsstudie mit 85 tödlichen COVID-19-Fällen ergab, dass die meisten Patienten an nicht übertragbaren chronischen Krankheiten (wie Bluthochdruck, Diabetes, koronare Herzerkrankung) litten und an multiplem Organversagen starben. Neben anderen Komplikationen entwickelten 60 % der Patienten eine Arrhythmie. Maligne Arrhythmien waren jedoch selten die Todesursache (2,47 % aller Patienten).8

Eine Studie von Colon et al., an der 115 Patienten mit COVID-19 teilnahmen, ergab, dass 16,5 % von ihnen eine atriale Tachyarrhythmie entwickelten. Von Arrhythmien wurde bei 27,5 % der ITS-Patienten berichtet – 12 von ihnen hatten Vorhofflimmern, sechs Patienten entwickelten Vorhofflattern und ein Patient hatte eine Vorhoftachykardie. Die Patienten in dieser Gruppe waren tendenziell älter und hatten höhere Konzentrationen von CRP und D-Dimer, aber es gab keinen Unterschied in den Blutdruckwerten im Vergleich zu Patienten ohne Rhythmusstörungen.9 Darüber hinaus gab es – im Gegensatz zu einer Studie von Guo et al., bei der Patienten mit erhöhten TnT-Spiegeln häufiger maligne Arrhythmien aufwiesen (11,5 % vs. 5,2 %), einschließlich ventrikulärer Tachykardie und Kammerflimmern – keine Korrelation zwischen ST-Strecken-Anomalien oder hochsensitivem Troponinspiegel und Arrhythmie.10

Auf der Grundlage der Ergebnisse beider Studien besteht kein Zweifel daran, dass auf Herzrhythmusstörungen häufig eine hämodynamische Verschlechterung folgt. Colon et al. zeigten einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Rhythmusstörungen und der Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung (p = 0,0002). Darüber hinaus benötigten Patienten mit atrialen Arrhythmien eine signifikant längere Behandlung mit Vasopressoren und eine höhere Dosis Noradrenalin als andere. Die Dauer atrialer Tachyarrhythmien betrug 6,9 + 7,3 Tage und die Sterblichkeitsrate lag bei 26,3 % (5 Patienten).9

Auch Arzneimittelnebenwirkungen können eine Ursache für Herzrhythmusstörungen sein. Die Anti-Malaria-Medikamente Chloroquin und Hydroxychloroquin wurden beide an COVID-19-Patienten getestet. Die Langzeitmedikation mit Anti-Malaria-Medikamenten kann die Dauer der Depolarisation verlängern, was zu einer Fehlfunktion des atrioventrikulären Knotens und/oder des His-Systems führen kann. Hydroxychloroquin kann auch eine Verlängerung des QT-Intervalls induzieren, was zu einer polymorphen VT (Torsade-de-pointes-Tachykardie) und sogar zum plötzlichen Herztod führen kann.4,11 Aus diesem Grund müssen alle Patienten, insbesondere solche mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenfunktionsstörungen oder Elektrolytstörungen, ständig überwacht werden. 

Studien zufolge können auch antivirale Medikamente wie Remdesivir, Lopinavir und Interferon 2b zu Herzrhythmusstörungen beitragen.12 Ein veröffentlichter Fallbericht zeigte, dass eine signifikante Verlängerung des QT-Intervalls (von 620 ms) bei einem mit Levofloxacin, Hydroxychloroquin und Azithromycin behandelten Patienten erfolgreich mit intravenösem Lignocain behandelt werden kann.13

Fazit

Eine wachsende Zahl von Studien und Fallberichten weist darauf hin, dass eine COVID-19-Infektion mit Herzrhythmusstörungen einhergeht, insbesondere bei Patienten mit mehreren kardialen Komorbiditäten. Fortgeschrittene Entzündungen, signifikante Myokardschäden und Elektrolytstörungen verstärken das Arrhythmie-Risiko und können die Prognose des Patienten verschlechtern. Myokard-Biomarker müssen bei allen Patienten kontrolliert werden, da sie verwendet werden können, um das Risiko des Patienten einzuschätzen und die beste Behandlungsoption zu bestimmen.

Zuverlässige kardiologische Überwachung für Patienten mit COVID-19

Die Auswirkungen von COVID-19 auf die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen müssen weiter untersucht werden, aber die bereits verfügbaren Ergebnisse legen nahe, dass Patienten regelmäßig auf Arrhythmien getestet werden sollten. Leider ist das in der Realität nicht immer machbar.

Krankenhäuser für Infektionskrankheiten verfügen nicht immer über ausreichende personelle Ressourcen. In den letzten Monaten haben wir erlebt, dass die Kapazität vieler Einrichtungen an ihre Grenzen stößt. Aufgrund der schnellen Ausbreitung des Coronavirus und der Notwendigkeit, das medizinische Personal zu schützen, wurde, wo möglich, eine Automatisierung der Arbeit eingeführt.

KI-Systeme zur automatischen Analyse von EKG-Aufzeichnungen erweisen sich bei der schnellen Erkennung von Herzerkrankungen, einschließlich Arrhythmien, als nützlich. Sie sparen Zeit für die manuelle Interpretation und erfordern keine lokalen Hardware- oder Softwareressourcen. Laden Sie einfach ein EKG in das cloudbasierte System von Cardiomatics hoch, um innerhalb von Sekunden das Ergebnis zu erhalten.

Angesichts der jüngsten Ergebnisse wird die EKG-Analyse auch für genesende Patienten mit leichten Symptomen empfohlen, die nicht ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Mit Cardiomatics ist dies in jeder Gesundheitseinrichtung machbar. Fordern Sie eine Testversion an, um sich davon zu überzeugen, wie das funktioniert.

Literaturverzeichnis

[1] Zheng YY, Ma YT, Zhang JY, Xie X. COVID-19 and the cardiovascular system. Nat Rev Cardiol. 2020;17(5):259-60.

[2] Driggin E, Madhavan MV, Bikdeli B, Chuich T, Laracy J, Biondi-Zoccai G, et al. Cardiovascular Considerations for Patients, Health Care Workers, and Health Systems During the COVID-19 Pandemic. J Am Coll Cardiol. 2020;75(18):2352-71.

[3] Guzik TJ, Mohiddin SA, Dimarco A, Patel V, Savvatis K, Marelli-Berg FM, et al. COVID-19 and the cardiovascular system: implications for risk assessment, diagnosis, and treatment options. Cardiovasc Res. 2020.

[4] Kochi AN, Tagliari AP, Forleo GB, Fassini GM, Tondo C. Cardiac and arrhythmic complications in patients with COVID-19. J Cardiovasc Electrophysiol. 2020;31(5):1003-8.

[5] Seecheran R, Narayansingh R, Giddings S, Rampaul M, Furlonge K, Abdool K, et al. Atrial Arrhythmias in a Patient Presenting With Coronavirus Disease-2019 (COVID-19) Infection. J Investig Med High Impact Case Rep. 2020;8:2324709620925571.

[6] Wang D, Hu B, Hu C, Zhu F, Liu X, Zhang J, et al. Clinical Characteristics of 138 Hospitalized Patients With 2019 Novel Coronavirus-Infected Pneumonia in Wuhan, China. JAMA. 2020.

[7] Liu K, Fang YY, Deng Y, Liu W, Wang MF, Ma JP, et al. Clinical characteristics of novel coronavirus cases in tertiary hospitals in Hubei Province. Chin Med J (Engl). 2020;133(9):1025-31.

[8] Du Y, Tu L, Zhu P, Mu M, Wang R, Yang P, et al. Clinical Features of 85 Fatal Cases of COVID-19 from Wuhan. A Retrospective Observational Study. Am J Respir Crit Care Med. 2020;201(11):1372-9.

[9] Colon CM BJ, Chiles JW, McElwee SK, Russell DW, Maddox WR,, GN K. Atrial Arrhythmias in COVID-19 Patients. JACC: Clinical Electrophysiology. 2020.

[10] Guo T, Fan Y, Chen M, Wu X, Zhang L, He T, et al. Cardiovascular Implications of Fatal Outcomes of Patients With Coronavirus Disease 2019 (COVID-19). JAMA Cardiol. 2020.

[11] Carpenter A, Chambers OJ, El Harchi A, Bond R, Hanington O, Harmer SC, et al. COVID-19 Management and Arrhythmia: Risks and Challenges for Clinicians Treating Patients Affected by SARS-CoV-2. Front Cardiovasc Med. 2020;7:85.

[12] Long B, Brady WJ, Koyfman A, Gottlieb M. Cardiovascular complications in COVID-19. Am J Emerg Med. 2020;38(7):1504-7.

[13] Mitra RL, Greenstein SA, Epstein LM. An algorithm for managing QT prolongation in coronavirus disease 2019 (COVID-19) patients treated with either chloroquine or hydroxychloroquine in conjunction with azithromycin: Possible benefits of intravenous lidocaine. HeartRhythm Case Rep. 2020.

 

Kontaktieren Sie uns

Schreibe einen Kommentar